Gelenk- und Operationszentrum Heide
Gemeinschaftspraxis für Unfallchirurgische und  Orthopädische Operationen


Dupuytren-Kontraktur
nach dem französischen Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren (1777-1835)
Synonyme: Morbus Dupuytren, palmare Fibromatose, Palmarfibromatose
Englisch: Dupuytren's contracture, Dupuytren's disease

 Definition
Die Dupuytren-Kontraktur ist eine durch Fibrose (Bindegewebswucherung) und Schrumpfung der Palmaraponeurose (Muskelhaut in der Handfläche) bedingte Kontraktur (Verkrümmung) der Hand und Finger.
Es handelt sich NICHT um eine Erkrankung der Sehnen !
 Wer ist betroffen?
Von einer Dupuytren-Kontraktur sind v.a. Männer ab dem 40.bis 50. Lebensjahr betroffen.
 Woher kommt die Erkrankung?
Die Ursache ist zur Zeit (2022) noch unklar. Es kommt zur Veränderung der Palmaraponeurose mit langsam fortschreitender Verhärtung und Schrumpfung. Möglicherweise spielen Traumata (z.B. durch Unfälle oder Berufstätigkeit) eine Rolle als Auslöser. Vermutet wird eine genetische Prädisposition (Vererbung).
Symptome
Zunächst treten meist in der Handinnenfläche im Bereich des vierten und fünften Fingerstrahls knotige bis strangförmige Verhärtungen auf, die mit der Zeit zunehmend schrumpfen. Fingerknöchelpolster (Garrod-Knoten) finden sich an der Streckseite über den Mittelgelenken. Durch die daraus resultierende Kontraktur der Finger in Beugestellung kommt es zu einer Funktionseinschränkung der Hand. Betroffen sind in erster Linie der Ringfinger und der kleine Finger. Der Krankheitsverlauf erstreckt sich in der Regel über mehrere Jahre.
In der Maximalform kommt es zu einer ausgeprägten Beugekontraktur in den Fingergelenken
Schweregrade
Die Dupuytren-Kontraktur wird anhand der Tubiana-Klassifikation in fünf Schweregrade eingeteilt:
• Stadium 0: keine Knoten, keine Stränge, kein Streckdefizit
• Stadium N: Knotenbildung in der Hohlhand ohne Streckdefizit
• Stadium 1: Streckdefizit bis 45°
• Stadium 2: Streckdefizit 46 bis 90°
• Stadium 3: Streckdefizit < 91 bis 135°
• Stadium 4: Streckdefizit > 135°
In der Regel werden zur Diagnostik die Summe der Streckdefizite aller Gelenke des am stärksten betroffenen Fingers gebildet.
Therapie
Einige konservative Maßnahmen wie eine Ultraschallbehandlung, Glukokortikoidinjektionen oder Vitamin E zeigten bisher keine eindeutigen Erfolge. Eine Strahlentherapie kann in frühen Stadien (Stadium N) den Fortschritt der Erkrankung verlangsamen oder aufhalten.
Ab dem Stadium 2 und bei funktionellen Defiziten kann eine operative Therapie erwogen werden. Bei der Indikationsstellung sind Komplikationen wie operationsbedingte Verletzungen von Nerven und Gefäßen, Wundrandnekrosen, sympathische Reflexdystrophien und das generell hohe Rezidivrisiko (bis zu 40 %) zu berücksichtigen. Umgekehrt kann es bei zögerlicher Therapie zu einem völligen Einklappen der Finger mit Minderversorgung kommen. Postoperativ kann unmittelbar eine handtherapeutische Nachbehandlung (Ergotherapie, Krankengymnastik) erfolgen.
Therapeutische Alternativen sind:
• minimal-invasive Nadelfasziotomie und Strangdurchtrennung: bei isoliertem Strang, hohem Alter und schlechtem Allgemeinzustand des Patienten
partielle Fasziektomie und Resektion der Palmaraponeurose: Therapie der Wahl
• Dermofasziektomie mit Vollhauttransplantation
Darüber hinaus werden derzeit (2022) verschiedene weitere Therapieoptionen erforscht. Ein Beispiel ist die intraläsionale Injektion von TNF-Blockern.[1]
Operation
Die Operation mit Entfernung der störenden Stränge wird von uns ambulant in der Praxis durchgeführt.
Je nach Schweregrad und Patientenwunsch in Vollnarkose oder örtlicher Betäubung, aber immer ambulant.

Kontraindikation

Im Stadium  0, N und 1 ist eine Operation kontraindiziert: Es besteht in jedem Stadium ein Risiko von ca. 20%, dass die Erkrankung an gleicher Stelle wieder auftritt (Rezidiv). Dieses Rezidiv kann rascher Voranschreiten als die ursprüngliche Erkrankung, daher wird in diesen Stadien von jeglicher Behandlung abgeraten. (Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie)