Gelenk- und Operationszentrum Heide
Gemeinschaftspraxis für Unfallchirurgische und  Orthopädische Operationen

Karpaltunnelsyndrom

 

Ursache – Diagnostik –Behandlung

 

Einleitung

 

Bei einem Karpaltunnelsyndrom handelt es sich um eine recht häufige Erkrankung im Bereich der Hand. Ursache ist die Einengung (Kompression) eines Hauptnerven der Hand. Zur Hand führen drei große Nerven, zwei verlaufen über der Elle und der Speiche in den Kleinfinger bzw. in den Daumenballen. In der Mitte, zwischen Damenballen und Kleinfingerballen verläuft der Nervus medianus (Mittelnerv). Dieser Nerv liegt auf einer Rinne, die einerseits von den Handwurzelknochen und andererseits von Daumen- und Kleinfingerballen gebildet werden. Diese Rinne wird im Übergang von Handgelenk zur Handfläche durch ein zartes Bindegewebshäutchen abgedeckt (Retinaculum flexorum carpi). Durch diese Abdeckung des Häutchens entsteht aus der Rinne ein Tunnel. Durch diesen Tunnel verlaufen neben dem Nerv auch die Beugesehnen für die Finger.

 

Das Wort „Karpal“steht für Handgelenk, so daß das Wort Karpaltunnelsyndrom übersetzt bedeutet: Handgelenkstunnelerkrankung. Die Erkrankung des Tunnels spielt sich in der Tat in der Abdeckung, gewissermaßen in dem Dach des Tunnels ab. Das zarte Häutchen,welches oben beschrieben wurde, beginnt durch eine nicht geklärte Ursache sich zu verdicken, sich zu verhärten und insgesamt zusammenzuziehen. Hierdurch kommt es zu einer deutlichen Verengung des Karpaltunnels, so daß letztendlich eine Einklemmung des Nervus medianus im Tunnel resultiert.

 

Diagnose:

 

Durch diese Nerveneinengung kommt es zu recht typischen Beschwerden. Durch den Druck aufden Nervus medianus entstehen Beschwerden, also ein Kribbeln, ein Einschlafen und Schmerzen im Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und teilweise dem Ringfinger. Die Beschwerden treten typischerweise besonders nachts auf, so daß hierdurch die Nachtruhe erheblich gestört wird. Die Beschwerden können aber auch durch bestimmte Tätigkeiten ausgelöst werden, z. B. längere Arbeiten am PC, Fahrradfahren, schwere körperliche Arbeit, Gartenarbeit. Durch ein Schütteln der Hand sind zu Beginn der Erkrankung die Beschwerden oft bereits wieder zum Verschwinden zu bringen. Mit längerer Dauer der Erkrankung halten die Beschwerden aber immer länger an und werden immer intensiver. Oft erst im Spätstadium kommen dann auch starke Schmerzen in den drei betroffenen Fingern hinzu. Weiterhin wird häufig über eine Schwäche der Hand geklagt, so dass Gegenstände aus der Hand fallen. Es besteht durch die Störung des Feingefühls oft Schwierigkeiten bei feineren handwerklichen Tätigkeiten.

 

Sofern der Verdacht eines Karpaltunnels geäußert wird, läßt sich durch eine gezielte neurologische Untersuchung die Diagnose überprüfen. Hierzu erfolgt eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit am Unterarm. Da die Nerven im Grunde wie Stromkabel funktionieren und auch elektrische Ströme leiten, kann durch eine entsprechende Messung die Einklemmung des Nerven im Karpalkanal nachgewiesen werden.

Bei geringeren Beschwerden kommt eine konservative Behandlung in Frage. Hierzu dienen nächtliche Lagerungsschienen, abschwellende Medikamente (Antiphlogistika, Antirheumatika), z. B. Ibuprofen oder Diclofenac. Weiterhin wird häufig durch eine hochdosierte Vitamin-B-Behandlung eine gewisse Besserung erreicht.

 

Wenn die Beschwerden langfristig keine Besserung unter dieser Therapie zeigen, bleibt nur die Operation .  Ziel der Operation ist es, den Nerven aus dem verengten Karpaltunnel zu befreien bzw. den Karpalkanal zu öffnen.

 

Operation:

 

Die Operation wird bei uns in der Praxis ambulant in lokaler Betäubung durchgeführt. Hierfür werden im Bereich des Handgelenkes zwei bis drei Injektionen mit einem Lokalanästhetikum ausgeführt. Hierdurch kann der Nerv und die Handfläche gezielt vollständig betäubt werden. Anschließend wird im Bereich der Handfläche ein etwa 4 cm langer Hautschnitt ausgeführt. Von hier aus kann das verengte Band im Bereich des Tunneldaches problemlos dargestellt werden. Das betroffene Band wird längs gespalten, so dass die Spannung nachläßt und die Engstelle im Karpalkanal eröffnet wird. Unter der Operation wird überprüft, daß der Nerv nach allen Seiten ausreichend Platz hat und anschließend die Haut wieder verschlossen. Eine solche Operation dauert in der Regel 15 bis 25 Minuten. Am Anschluß der Operation legen wir einen gut gepolsterten Verband an und für die erste Nacht  eine Gipsschiene. Ziel der Gipsschiene ist es, den Wundschmerz zu reduzieren. Die Finger an der betroffenen Hand bleiben vom Gips frei, so dass diese intensiv bewegt werden können. Für die Nachbehandlung ist es erforderlich, von Anfang an sämtliche Finger der Hand wieder zu bewegen und zu benutzen, um Verklebungen der Sehnen im ehemaligen Karpaltunnel zu vermeiden.

 

Nachbehandlung:

 

In der Regel kontrolliere ich die Operationswunde nach ein bis zwei Tagen nochmals und nehme bei dieser Gelegenheit den Gips wieder ab. Anschließend wird ein gepolsterter Verband für weitere zwei bis drei Tage angelegt. Nach ein bis zwei Tagen kann die Wunde in üblicher Weise mit Wasser und Seife wieder gewaschen werden, so dass dann auch Duschen ohne Verband wieder möglich ist. Ab diesem Zeitpunkt reicht in der Regel ein haushaltsüblicher Pflasterverband. Gegebenenfalls kann eine Art Fahrradhandschuh getragen werden, um die Wunde etwas auszupolstern. Fädenentfernung erfolgt in der Regel nach etwa acht bis zehn Tagen. Sofern die Finger von Anfang an intensiv wieder beübt und benutzt werden, kann in der Regel nach etwa 14 Tagen die Faust wieder vollständig geschlossen werden. Im Einzelfall kann dies aber auch vier bis sechs Wochen benötigen. Dementsprechend lange muss je nach beruflicher Tätigkeit mit Arbeitsunfähigkeit gerechnet werden.

 

Im weiteren Verlauf entsteht häufig eine gewisse Empfindlichkeit im Operationsgebiet, da hier der Nerv jetzt relativ ungeschützt unter der Haut verläuft. In denn nächsten Monaten wird hier aber ein Narbengewebe einwachsen, so dass die vorherige Unempfindlichkeit im Handgelenksbereich auch wiederkehrt.

 

Die Karpaltunnelbeschwerden verschwinden häufig innerhalb weniger Tage. Insbesondere die Schmerzen in den Fingern lassen in den allermeisten Fällen sehr rasch nach. Im Einzelfall können die Kribbelmißempfindungen und das Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen aber noch einige Monate, manchmal sogar bis zu einem Jahr, anhalten. Dies hängt aber von der vorausgegangenen Schädigung des Nervens, insbesondere der vorausgegangenen Krankheitsdauer ab.